Donnerstag, 22. Oktober 2009

Wo 33, Gracias & Nationalpark "El Celaque", Honduras

die Chronik beginnt von unten nach oben
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Reisewoche 33: Mo - Di, 12. - 20.10.2009
Santa Rosa de Copán (Zigarrenfabrik) & Gracias (Parque Nacional "El Celaque")
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Mo, 19.10.2009 - Ich gönnte mir einen Tag Ruhe mit ausschlafen, Picknick beim Castillo San Cristobal, einem Museumsbesuch über die Geschichte und Kultur der Region am Nachmittag und Internet am Abend. Tags darauf zog ich per Bus nach Ocotepeque an die Grenze zu El Salvador.

Es war ca. 23 Uhr als wir uns auf den Heimweg machten. Viele andere Gäste waren nicht mehr dort. Ich fragte alle um eine Mitfahrgelegenheit. Leider waren alle Autos voll besetzt. Ich wollte nun wirklich nicht nochmals eine Stunde laufen und blieb hartnäckig, so dass ich mich schlussendlich bie jemandem hineinquetschen durfte. Schluss war damit noch nicht für heute. Beim Hotel angekommen, stand ich vor verschlossener Haupteingangstür. Das ist normal. Doch der Nachtwächter hörte das (Sturm-)klingeln für über eine halbe Stunde nicht. Uff, ich war nun wirklich auf den Felgen.

Am Abend erholten wir uns in einem heissen Quell-Bad. Als ob wir nach den heutigen 7 Std Laufen nicht bereits genug auf den Füssen waren, belasteten wir diese für eine weitere Stunde zum Bad. Ivan kratzte bei der Quelle Erde hervor und strich sich diese ins Gesicht. Es sei hautpflegend.

Dieser Abschnitt hatte mir auch sehr gefallen. Es war nicht mehr so dicht. Wir auch nicht. Es regnete. Doch das einsam, verlassene Visitor-Center lag nicht mehr weit weg. Von dort sind es noch 2 Stunden bis nach Gracias. Glücklicherweise konnten wir dort bei einem Pickup aufsitzen. Dummerweise war unsere Lust nach einem Bier so gross, dass wir kurz darauf bei einer kleinen Tienda abgesprungen waren. Verflixt und zugenäht, die hatten kein Bier, der Pickup war auch schon wieder abgefahren und der Regen setzte zu. So blieb uns eine weitere Stunde Marsch.

Noch weiter unten hatte es vereinzelte riesen grosse Bäume oder Ueberbleibsel davon.
Die Gallo-Blüte von oben.

Gallo heisst Hahn. Die Blüte der Gallo-Pflanze ähnelt einem Güggel.

Der anschliessende Weg hinunter verlief über den Grat eines auslaufenden Gipfels. Der Charakter des Waldes war hier geprägt von den Parasitenpflanzen namens "Gallo".

Nach vier Stunden auf 2'000 M.ü.M. beim Camp der vorletzten Nacht angekommen, nahmen wir einen anderen Weg zurück. Es ging erneut lange sehr steil hinauf, was nebst Kraft ziemliche mentale Ueberwindung kostete, denn eigentlich waren wir ja auf dem Weg zurück nach unten. Beim Aussichtspunkt blieb die Sicht wegen Nebel leider aus.

Moos und Tau wo man hinschaute.

dito

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Alles wild verwachsen.

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dito

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Die Ruhe und der Geschmack des Waldes, das viele Moos, die verwucherten umgefallenen Stämme, der leichte Nebel in den Baumkronen und das Licht der Sonne die versuchte durchzubrechen, machten eine besondere mystische Stimmung aus.

Bis zum Camp der vorletzten Nacht war es der gleiche Weg zurück.

So, 18.10.2009 - Arnold hat seine Schuhe in der Nacht nicht unter die Blache gestellt. zzz. Das Frühstück war an diesem letzten Morgen nicht mehr so sehr reichhaltig. Leider haben uns Tiere am ersten Abend die Fajitas gestohlen - unser Hauptnahrungsmittel. Auch mit Wasser mussten wir haushälterisch umgehen.

...schüttete es wie aus Kübeln. Wir verkrochen uns für eine Stunde unter der zum Glück kurz zuvor aufgespannten Blache. Es war bereits dunkel. Eigenartige, abenteuerliche Momente. Doch unsere Bleibe für die Nacht hielt dicht und der Boden bot mit den angehäuften Nadeln verhältnismässig komfortablen Untergrund. Als es nur noch von den Pflanzen herunter tropfte, gingen wir zurück zum Feuer. Im Bewusstsein einer kalten bevorstehenden Nacht machten wir ein besonders grosses Feuer. Es überlebte den Regen - knapp. Doch das gesammelte Holz war nass. Es brauchte kleine Holzschnitze und Ausdauer im Luft zufächern bis es wieder so richtig loderte.

Wir hatten kaum fertig gekocht und gegessen, da...

Die Sonne scheinte nicht lange.

Ivan's Schuhe: mit zum Teil bereits wieder geriessenen Wollfäden präpariert.

Bevor wir uns ausruben konnten, schleppten wir haufenweise Brennholz an. Das war nicht ganz einfach. Einerseits war das Gehölz so dicht, dass man nur mit der Machete durchkam. Anderseits war das herumliegende Holz Morsch oder durchnässt. Beachte die PET-Flasche! Es ist gekochter Kaffee drin. Ivan praktizierte diese Methode auf seinem Weg durch Mexiko als er in Güterwagen unterwegs war und später illegal in die USA einreiste um dort schwarz Geld zu verdienen.

Glücklich über das Geschaffte und über die Sicht. So klar ist es hier oben selten.

Nach 5 Std erreichten wir den Gipfel "Cerro las Minas" auf 2'870 M.ü.M.

dito

Ein Beispiel des schmalen Pfad mit verwucherter Umgebung.

Heruntergefallene Nadeln verwachsen mit anderem Leben bildeten mit vermoderten Baumstämmen quasi wie neue Level über dem Boden.

Es ist schwierig zu beschreiben. Ich hoffe die Bilder helfen, die Stimmung zu vermitteln. Es war der Kreislauf des Lebens dieses Waldes welcher mir gefiel. Umgefallene Bäume bieten Boden und Nahrung für neues Leben.

Sa, 17.10.2009
- es folgt der oberste Teil des Berges mit dem Waldabschnitt welcher aus persönlicher Sicht das Highlight in Bezug auf die Charakteristik war.

...es ein Kinderspiel selbst eine Hütte zu bauen. Mein Moskitonetz lobe ich ebenfalls in den Himmel. Die Stechmücken waren zahlreich vorhanden und agressiv im Verhalten. Dies neben den sonstigen Strapazen ein weiterer Kampf. Solange man sich bewegte, landeten sie nicht. Aber sobald man (beim Wandern) für einen Moment zum Verschnaufen anhielt, griffen sie an. Man konnte kaum pausieren. Beim Rast hier verscheuchten wir sie mit einem grossen Campfeuer, was auch zum Kochen diente.

Nach 7 Std. kamen wir kurz vor dem Eindunkeln auf 2'000 M.ü.M. beim Campingplatz "Don Tomás" an. Früher hatte es hier mal eine Hütte. Die Wellbläche zeugen davon. Dank Machete (das grosse Messer, welches Ivan in der Hand hält) und genügend Holz, war ....

Pflanzenvielfalt war gross.

Meine zwei einheimischen Cumpañeros ebenso.

Ich begehre Aussichten.

Das Städtchen Gracias hier im Zoom.

Die Anstrengungen lohnten sich. Weil die Sicht auf dem Weg zuvor stets von Pflanzen verdeckt war, realisierte man erst hier, wie hoch und weit weg von Gracias man schon war.


Um an einen Aussichtspunkt zu gelangen, nahmen wir einen Abzweiger und liessen das Gepäck liegen. Für ca eine Stunde lang kraxelten wir extrem steiles Gelände hoch und später durch sehr dichtes Grün. Dies mit dem Rucksack wäre gar nicht möglich gewesen, da man überall hangen geblieben wäre, weil man sich richtig durchs Dickicht kämpfen musste.

Der Boden hier in einer Nahaufnahme. Der Charakter des Waldes und Boden war jedoch nicht immer gleich. Wo es Pinien- (Nadel-) bäume hatte, war der Boden bedeckt mit heruntergefallenen Nadeln, welche den Boden genau so weich und rutschig machten. Wurzeln boten Stolper- und genau so Rutschgefahr.

Der Boden weist ebenfalls verschiedenste Arten von Moosgewächsen auf. Es war weich und rutschig zum Begehen.

Es ist (im englischen) ein sogenannter "Cloud oder Fog Forest". Da ihn meist Nebel oder Wolken umhüllen, ist's sehr feucht und in der Folge gedeiht sehr viel. Bäume haben Parasiten und an Aesten hangen Moosartige Wurzelgewächse.

Der Weg war meistens sehr sehr steil. Zwei Drittel des Gebietes weist eine Steigung von 60% auf. Man brauchte nicht selten alle Viere.

Der schmale Pfad durch dichtes Grün aller Arten war oft schwierig zu erkennen und an Stellen wo man die wegmarkierenden Plastikbändel am meisten hätte gebrauchen können, fehlten sie. Einmal verliefen wir uns. Es gab kleine Diskussionen wo's lang geht. Mein Orientierungssinn gab uns recht, als wir nach einer halben Stunde wieder auf Markierungen gestossen waren.

Erster näherer Blick des Wasserfalls

Fr, 16.10.2009
- Parque Nacional Montaña Celaque. Unser Ziel der Cerro las Minas auf 2'870 M.ü.M. Geplant: drei Nächte vier Tage. Infrastruktur unterwegs: nichts ausser zu Beginn Trinkwasser aus den Bächen und Plastikbändel an Pflanzen angebracht, die den Weg markieren. Ein Wegweiser wie hier auf dem Bild wäre Luxus gewesen und nur beim Ausgangspunkt vorzufinden.

Das erste Ziel war nach zwei Stunden erreicht. Das Visitor-Center bot Feuerstelle und ein Dach.

Do, 15.10.2009
- Die Zeitung am nächsten Tag las sich besonders leicht. Mein Kopf jedoch war zugegebenermassen schwer. So entschied ich, erst morgen auf die Wanderung zu gehen. Ich besorgte mir Lunch und ging erneut rauf zum Castillo San Cristobal. Dort traf ich Arnold. Ihn hatte ich bereits tagszuvor dort getroffen. Er hatte seinen Kollegen, Ivan dabei. Im Gespräch entstand der Plan, gemeinsam auf den Berg zu wandern. Ziemlich spontan machten wir uns auf, um Nahrung für vier Tage einzukaufen und unsere Sachen zu packen. Gegen den frühen Abend zogen wir los.

Die Part dauerte solange bis das Bier ausverkauft und meine Füsse so schwarz waren.

Meine Doppelparty war perfekt. Schweiz und Honduras sind für die WM qualifiziert!!! "Mein Pick-up lud mich irgendwann mal ab. Ich begab mich auf den Heimweg und passierte zufälligerweise ein Openair-Lokal wo gefeiert und später getanzt wurde. Alle dankten mir für den Ausgleichstreffer der Amis. Ich erklärte dutzende Male, dass ich kein Gringo/kein US-Amerikaner bin, sondern Schweizer und wir die Quali ebenfalls geschafft haben. Meine kleine CH-Fahne half diesen Erklärungen zwar, jedoch meinten trotzdem einige, ob ich vom Erste-Hilfe-Kreuz bin.

...bot sich dem Feiern keine Grenzen. Alle waren im wahrsten Sinn aus dem Häuschen. Alle waren auf der Strasse. Wer ein Auto oder Töff hatte begab sich in die Karavane und ich sprang bei irgend einem Pickup mit drauf.

Die Ausgangslage vor dem
Spiel El Salvador - Honduras und USA - Costa Rica. Die Hondureños mussten gewinnen und gleichzeitig durfte Costa Rica bei den Amis NICHT gewinnen. Honduras erzielte das geforderte Siegestor in der zweiten Halbzeit. Doch die Costa Ricaner führten mit zwei zu null. Kurz vor Schluss trafen die USA zum 1:2 Anschlusstreffer. Als die Honduras-Partie schon fertig war, leerte sich der Saal, die Leute zottelten kopfhängend nach Hause. Das TV übertrug Bilder von weinenden Honduras-Spieler. Dann passierte es: die Meldung des 2:2 Ausgleichs der Amis gegen Costa Rica machte wie ein Buschfeuer die Runde. Man konnte es zuerst kaum fassen, doch dann...

Ich konnte ja eigentlich beruhigt schon mal die Zigarre für die Quali der CH-Nati rauchen. Sie wurde mir in der gestrig besuchten Fabrik geschenkt und war so dick und gross, dass sie während den gesamten 90 Minuten qualmte. Doch ich fieberte mit den Hondureños mit als ob es "mein" Land wäre.

Nach dem CH-Spiel schaute ich mir die briskante Partie Uruguay - Argentinien an. Der Sieger dieser Party war ebenso qualifiziert. Argentinien gewann. Die vorhin angesprochenen Gleichgesinnten fand ich an diesem Ort. Um 19 Uhr verfolgten hunderte das Spiel auf dieser Grossleinwand und Millionen sonst irgendwo in ganz Honduras. Man muss vorausschicken, dass sich der Hondureño sehr sehr mit seiner Seleccion identifiziert. Fussball ist neben Gott das ein und alles.

Wir haben's geschafft. Das 0:0 gegen die Israelis reichte. WM-QUALI: WIR FAHREN NACH SUEDAFRIKA!!! Alleine als Schweizer freut es sich weniger als in einer Gruppe mit Gleichgesinnten. Doch innerlich war ich super glücklich darüber. Zumal ja mein Fernreiseziel im Juni 2010 schon immer Südafrika war, ob mit oder ohne CH-Nati im Gepäck.

Um 11:45 Uhr Ortszeit war ich mit Bier, CH-Fahne und Laptop bereit für die Live-Uebertragung im Radio DRS4.

Doch vor der morgigen Wanderung steht der heutige Mittwoch ganz im Zeichen der WM-Quali - auch bei den Honduranern - dazu weiter oben mehr.

Der Wasserfall im Zoom. "celaque" bedeuted in der Lenca-Sprache, welche im 16Jh gesprochen wurde "Wasser-Schachtel". Aus dem Berg entspringt trinkbares Quellwasser, welches ein grosses Gebiet versorgt.

Der Berg und zugleich Parque Nacional "Montaña de Celaque". Der kleine weisse Punkt ist ein Wasserfall (s. oben im Zoom). Ich hatte vor, auf den "Cerro las Minas", mit 2'870 M.ü.M. der höchste Punkt in ganz Honduras, zu wandern.

Blick von Gracias vom Castillo San Cristobal.

Mi, 14.10.2009 - Castillo San Cristobal. Im Hintergrund der Berg wo ich hinauf wollte - und ging.

Iglesia Las Mercedes - diese ist etwa 400 Jahre alt

Iglesias San Marcos

Ankunft in Gracias. Sicht von der Hotelrestaurant-Terrasse. Gracias heisst ja danke. Der Ort auf 800 M.ü.M. mit 12'000 Einwohnern im Zentrum erhielt den Namen Gracias, weil ein Entsandter im 16 Jh. mit Auftrag, Land zu suchen um eine Stadt zu bauen, hier ankam und sagte: gracias a dios hemos encontrado tierra plana (Gott sei Dank haben wir flaches Land gefunden). Die Umgebung ist weitum sehr hügelig.

Auch dies kein untypisches Bild. Und der war bestimmt nicht bei "Lipo's Möbelposten" einkaufen.

Erneut: aus dem Bus heraus fotografiert. Typisches Bild vom Land (ausser dass Mann üblicherweise nen weissen Cowboyhut trägt)

...wer sein Haus zum Bemahlen des Logos zur Verfügung stellt, kriegt die Farbe gratis.

Aus dem Bus Heraus: "Tigo" neben "Digicel" der grösste Anbieter von Mobiltelefonie. Sie fahren ziemlich dick auf mit Werbung...

Auf dem Weg nach Gracias das honduranische Hochland mit Dörfern bis auf ca 1'500 M.ü.M.

Dies das Fort. Es beherrbergt Soldaten. Ein Foto aus dem Taxi auf dem Weg zur Busstation um nach Gracias (ca 1Std) zu gelangen.

Leider war das Fotografieren innerhalb der Fabrik verboten. So steht diese Tabak-Pflanze stellvertredend für die imposanten Eindrücke der Herstellung von Zigarren. 800 MitarbeiterInnen beschäftigt das Unternehmen. Von den Holzschachteln, das Glätten der Tabakblättern über das Rollen der eigentlichen Zigarren passiert alles von Hand. Jede "Rollerin" (meistens Frauen) stellt täglich 600 Zigarren her. Der grösste Anteil geht in den Export.

Di, 13.10.2009 - Besuch der Zigarrenfabrik "La Flor de Copán".

Wie fast alle Städte in Zentral-Amerika ist auch diese im Schachbrettmuster angelegt. Die Häuser sind im Spanischen Kolonial-Stil. Nach Ankunft am frühen Nachmittag ging ich auf einen Erkundungsspaziergang auf und ab durch die Gassen. Jede Stadt hat ihren typischen Zentral-Park. Ueblicherweise setze ich mich jeweils mit einem Bier dorthin. Meistens sprechen mich Einheimische an. So auch hier. Das Gespräch war interessant. Sie wollten viel von mir wissen, klagten ihr Leid über ihr Leben ohne viel Geld und schwärmten von einem Aufenthalt in den USA um Geld zu vierdienen.

Jedem Ort seine Kirche.

Mo, 12.10.2009 - Santa Rosa de Copán
, 40'000 Einwohner, 1'000 M.ü.M. Die wichtigste und grösste Stadt im Westen Honduras'.

Reisewoche 33: Mo - Di, 12. - 20.10.2009
Santa Rosa de Copán (Zigarrenfabrik) & Gracias (Parque Nacional "El Celaque")

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