(von OBEN NACH UNTEN lesen - diesmal hat es keine Fotos, denn ich habe mit Schreiben begonnen, kam so richtig in Fluss und habe jetzt keine Zeit mehr für die Bilder, da ich nun schlafen gehe. Es ist immerhin bereits kurz vor 3 Uhr - die Pics folgen nach)
Am Fr, 01.05. bin ich in San Francisco angekommen. Dies nach langer Fahrt, denn tags zuvor war ich noch 1'000km weiter weg beim Gran Canyon. Noch nicht weit weg waren (sind) die Erinnerungen an eine sehr intensive Zeit was die Erlebnisse anbelangt. Mein Auge hat minütlich Neues gesichtet. Zum einen Naturphänomene zum anderen Städte. Darüber habe ich ja schon berichtet. Ich will damit einleitend erklären, wie mein Kopf beim Zeitpunkt der Ankunft in San Francisco voll war und ich dadurch müde - nicht körperlich, sondern mental. Ich war eine Art wie überfordert, diese Highlights alle zu verarbeiten. Bewusst schrieb ich "eine Art überfordert", denn, ich war mir dessen Prozess bewusst. So war ich nicht verwirrt, als ich am Sa 02.05, also einen Tag nach Ankunft in San Francisco, lustlos auf Neues aufgewacht war.
Ganz meinem Gehör zufolge, schaltete ich einen Tag "Pause" ein und blieb den ganzen Tag im Hotelzimmer. Nur fürs Essen bewegte ich mich zwei hundert Meter. Der Regentag (übrigens einer der ersten überhaupt seit meiner Reisetätigkeit) kam mir gerade recht. So auch das Schreiben des Blogs im Sinne von Verarbeiten des Erlebten.
Es klingt nun wirr, aber der Fakt, dass an diesem Tag das Treffen mit Jacqueline in Guatemala für gemeinsames Reisen vom 14.5. - 1.6. fixiert wurde, hat meine Lustlosigkeit an San Francisco zu erkundigen, noch verstärkt. Ich wollte nur noch, dass es so schnell wie möglich der 14.5. sein werden wird. Die Sehnsucht über das Wiedersehen wachste während des ca. 2 - 3 stündigem Skypen noch mehr an. Beim Hören ihrer Stimme und Anblick ihrer Ausstrahlung rückten die Reiseerinnerungen in die Ferne. Ich hatte das Gefühl ich sitze zu Hause in meiner Stube. Ich merkte wie Sie bei mir einen grossen Platz inne hat. Natürlich weiss ich das schon länger und merkte es nicht erst an diesem Tag, aber es war situativ eine Bestätigung meiner bisherigen Gefühle betreffend unserer Beziehung. Das Vorgenannte ist sehr persönlich. Wie man mich kennt, pflege ich grundsätzlich einen offenen Stil. Zudem finde ich, sind diese Gefühle wichtige, markante Bestandteile meiner Reise.
Zur mentalen Müdigkeit aufgrund des vollen Kopfes von all den Eindrücken in den Wochen zuvor, kam hinzu, dass ich wie immer bei Ankunft in einer grossen Stadt anfänglich mit der Grösse dieser überfordert bin. Es gibt so vieles zu sehen. Quasi die Qual der Wahl. Man weiss gar nicht wo anfangen. Ich muss jeweils einen Ueberblick schaffen. Diesen erfuhr ich dann am So, 03.05. mittels selbständiger Stadtrundfahrt per Mietauto. Ich fuhr zahlreiche steile Strassen an farbenfrohen Häusern entlang auf und ab, der Bay entlang, durch Downtown und den berühmt, eng-kurvigen Teil der Lombardstreet sowie zur Golden Gate-Brücke. Gesehen hatte ich diese allerdings nur ganz knapp und nur den untersten Teil eines Trägers. Es war soooo neblig wie bei uns im ärgsten Herbst. Ueberhaupt ist's seit Ankunft hier stets neblig, trüb, bedeckt oder fusel-regnerisch - typisch halt für diese Stadt. Item.
Gegen Abend suchte ich mein Hostel auf, trank ein Bier und schlief bald mal in stinkigem Zimmer auf durchhängender Matratze ein. Es war glaubs knapp zehn Uhr.
Auch am Mo, 04.05. hatte ich noch immer nicht den Drang auf "Gasse" zu gehen. So las ich im Reiseführer, etliche Prospekte und im Internet. Voll mit Informationen über die Stadt zog ich dann mal zu Fuss los. Beim Passieren des Aquariums löste ich relativ spontan den Eintritt - hatte Lust auf Farben und die Weite des Meeres. Man begibt sich dort in eine Röhre wo runderhum Wasser und Fische sind.
Während des Besuches fiel mir meine Fotokamera aus der Hand. Die Erschütterung tat ihr gar nicht gut. Sie stellte nicht mehr scharf. Doch irgendwie hat's dies "gebraucht". Denn nach einer Zeit erholte sie sich und ich mich auch. Ich war wie per Fingerschnipps wieder in alter Neugier und Tatendrang angelangt. Was gibt es dümmeres, als bei solcher Frische sich einsperren zu lassen? Ich war im Gefängnis - nur als Besucher wohlverstanden. Beim Ablaufen der mehreren sich aneinander-reihenden Piers weckte ein Angebot eines Bootstrips auf die Alcatraz-Insel mein Interesse. Diese Trips sind in der Regel kurzfristig ausgebucht, doch es hatte gerade noch einen Platz für mich. Das seit 1964 geschlossene Hochsicherheits-Gefängnis kennt man aus Filmen. Beeindruckend wenn man dies mal mit eigenen Augen sieht, gleichzeitig trotzdem schwierig vorstellbar wie die Häftlinge damals dort Leben mussten.
Im Verlaufe des Abends auf Alcatraz sah ich einen Typen, der am Morgen des gleichen Tages neben mir im Hostel frühstückte. Ich sprach ihn an. Daraus entstand der Plan, gemeinsam den Yosemite Nationalpark zu besuchen. Er ist Britte, aus London und war die letzten 6 Monate in Vancouver arbeiten, skifahren und nun am Reisen.
Der Di, 05.05. war bisher der geschichtsreichste Tag. Er begann mit Restaurant eigen gebrautem Bier für 3Dollar zum Live-Spiel am TV zwischen Arsenal und Manchester Utd um den Championsleague-Halbfinaleinzug (ManU qualifizierte sich). Die Lokalität hatte ich mir am Vortag minutiös rekognosziert. Im Anschluss war ich mit Ellene verarbredet. Sie ist eine lebendig, geschwätzige, interessierte Dame um die 60 herum, welche ich vor sechs Wochen beim Tennisturnier in Indian Wells kennen gelernt hatte. Sie offerierte mir damals, mich herumzuführen, sobald ich in S.F. sei. Sie wohnt etwas nördlich von hier.
Sie führte mich nicht nur herum, sondern auch zu Elizabeth zu Kaffe und Kuchen. Elizabeth ist 97 Jahre alt. Man würde es ihr nicht geben, so ist sie in bestem mentalem und für ihr Alter auch körperlichen Zustand. Sie wohnt alleine irschuckem Haus, eingerichtet mit lauter antiker Möbeln. Was an ihr neben ihrer Offenheit so interessant war, ist ihr Leben an und für sich. Sie ist gebürtige Deutsche, jüdischer Abstammung und floh zu Hittlerszeit. Eine Autobiographie "the priviliged Marriage" schildert ihre Erlebnisse. Zudem wohnte sie bis vor zehn Jahren in einem Chalet am Genfersee und nun in Nähe San Francisco. Gesprächstoff war genügend vorhanden. Die Zeit verlief im Nu. Sie fragte auch mich ganz genau aus. Später am Abend verriet sie mir, dass sie anfänglich skeptisch war, als Ellene fragte, ob sie mich zu Tea-Time mit auf Besuch nehmen könne. Schlussendlich lud sie uns noch zum Znacht ein und verarbschiedete mich wie ein Enkel. Beim Nachtessen kam noch eine Freundin (Ingrid - auch Deutsche) von ihr hinzu, welche ebenso so viel erlebt hatte. Sie verlor vor vielen Jahren ihren Job, ging ohne Geld und ohne viel Gepäck auf Reisen und baute sich hier in S.F. eine Existenz auf. Alle drei Damen sehr liebenswert und interessant.
Heute, Mi, 06.05. begann mein Tag nach Frühstück und so weiter erneut mit Championsleague. Das Spiel Chealse vs. Barcelona schaute ich mir in Downtown in einem Irish-Pub an, anderswo ist es schwierig Europäischen Live-Fussball zu schauen. Die Quali schaffte Barca in letzter Sekunde. Ich fuhr mit dem Auto in dorthin, obwohl ich wusste, dass ich Bier trinken werde und die Parkplatzsituation präkär ist. Hatte aber Glück mit einem 5Dollar-Parkplatz für den ganzen Tag (man zahlt sonst von 15 bis zu 30 USD/Tag), so war der Alkohol am Abend und unzähligen KM-zu Fuss längstens verbrannt bevor ich am Abend auf Sightseeing-Umwegen wieder im Hostel angekommen war. Ich lief quer durch Downtown zum Museum of Modern Art (dieses war in Kürze besucht, da mittwochs geschlossen), durch Chinatown zum Coit Tower (einem Aussichtsturm), zurück zum Hyatt Hotel (tolles Interieur und ebenfalls Aussicht), der Bay entlang wieder zu meinem Auto.
So habe ich eigentlich von der Stadt nun fürs Erste genug gesehen und bin wieder bereit für die Natur. Werde morgen mit Graham 320km östlich zum Yosemite Nationalpark fahren. Möchte ein paar Nächte zelten, wandern, Bären sehen und unter Wasserfällen baden gehen.
Nächste Woche werde ich sagen können, ob und wie alles eingetroffen ist.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen